Sonntag, 15. Februar 2015

Abgespaced, zwischen Weltraumschrott und Sternenglanz

"Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." 
- Friedrich Nietzsche in "Also sprach Zarathustra..."

Ich hab mal wieder Bock auf was heiteres, lustiges, oder einfach nur schräges. Ein kleines Abenteuer. Eine Führung durch Raum und Zeit. Ein Rundgang im Raffiversum... Dabei? Dann mal los, wagen wir einen Flug durch mein Oberstübchen.

Es beginnt mit einem Gedanken, einem Input. Ein kleines Glimmen, ein Funkeln in der Dunkelheit. Es beginnt zu pulsieren, wird grösser, scheint zu leben... Und dann geht's los, rund um das Licht herum erwachen die Anderen. Die anderen Lichter, Gedanken, das Wissen, und die leben auch. Wir sehen wie die Lichter sich verbinden, mit feinen Leuchtfäden, dünn wie Spinnenseide. Weiter und weiter, immer mehr Lichter erwachen, immer neue Fäden, rasant wächst das Knäuel. Immer neue und immer mehr Lichter und Verbindungen und dann... BÄM! Das ganze Ding leuchtet heller als das Haus von so nem verrückten, selbsternannten Oberweihnachtselfen.

Zoomen wir mal rein... In diesem Gewirr einzelner Ideen und Gedanken und ihren Verbindungen, den Fäden, hats keinen Platz mehr, so könnte man meinen. Und doch, entlang der Fäden bilden sich neue Lichter. Wie Tautropfen, die sich früh Morgens in einem Spinnennetz fangen und dann mit den ersten Strahlen der aufgehenden Morgensonne in goldenem Glanz aufleuchten. Neue Ideen, neue Gedanken, neues Wissen, so werden sie geboren. Und das alles passiert einfach so, ich kann dabei zusehen. Ein Funke genügt und ein Feuerwerk geht los, ein Feuerwerk, das mir so vieles erzählen kann. Ist hochinteressant!

Quelle: http://static.cosmiq.de/data/de/222/19/22219c1946ed8544029dc2ec2eded7c9_1_orig.jpg

Vor einer Weile ist mir aufgefallen, wieviel Ähnlichkeit die Entwicklung meiner Gedanken, wie ich sie erlebe, mit der Sternentwicklung hat. Zu Beginn ein Staubkorn, Andere kommen dazu, eine Staubwolke bildet sich. Je dichter die Wolke, desto heisser wird sie und puff... wird ein Stern geboren. Manchmal sammelt sich mehr an und es kommen Planeten dazu. Diese "Sternensysteme" sind Themen, Planeten sind Detailwissen und Subthemen. Und Ansammlungen von Sternensystemen, alias Galaxien, sind Themengebiete, Galaxienhaufen dann Disziplinen (Bio, Chemie, Mathe usw...). Verrückt genug? Nein? Dann weiter... ;)

Wenn ich nachdenke, betreibe ich genau genommen Gedankenastrologie. Ja, ist so! Die relative Bewegung relevawaa... Wie, zu hochgestochen? Hmmm... Ja, schon. Also, ich kuck hin und wie sich die Dinger bewegen sagt mir, was ich wissen muss. Zum Beispiel, die Venus steht im dritten Quadranten des Hasenköttelsternbilds, heeeeeiiisst... Ah ja, 3+3=6. (Scheisse, bin ich gut... XD) Auch ohne Witze, das ist in etwa der beste Vergleich, den ich finden konnte.

Je nachdem über was ich nachdenke, lösen sich die relevanten Teile aus dem "Raffiversum" und beginnen ihren Tanz. Würdest du die Nahtstellen eines Fussballs mit Licht nachzeichnen und dann mehrere davon, einander überlappend und sich drehend, in ein dunkles Zimmer hängen, so hättest du etwas das aussieht, wie bei mir ein "tiefgründiger Gedankengang" aussieht... Ach ich liebe es in diese Welt einzutauchen und mir beim Denken zuzusehen, das macht Spass. :)

Aber bei all den tollen, tiefgreifenden Gedanken muss ich doch eines sagen, da fällt auch Schrott an, uuuund wie! Was ich eins an Schnapsideen produziere, da wär ich auf ewig konserviert, müsste ich den Schnaps auch trinken... Manchmal tanzen bei mir die Sterne auch aus der Reihe. Schade ist nur, dass viele einen Teil meines Humors nicht teilen, bzw. nicht lustig finden. Dabei lässt sich mit der Schludrigkeit unserer Sprache doch soviel Schabernack treiben. Reframing ist ein Spiel für die Götter! Aber da muss ich mich wohl an die Briten wenden... Sprachbasierten Humor findet man hier wenig und schon gar keinen so tiefschwarzen.

Und natürlich diese angedachten Dinger, diese halbfertigen Planetchen, die wie ein angebissenes Stück Brot liegen gelassen werden, bis die Flauschigkeit eines Haustiers erreichen... Ja, die muss man entsorgen. Wenigstens geschieht das in der Birne automatisch. Müsste ich da auch noch aufräumen, wie zu Hause, na dann gut Nacht! XD

Jaja, schon verrückt, was da so alles abgehen kann. Schwierig wird es erst beim Übersetzen. Läuft so ein Gedankengang erstmal auf Hochtouren, kann ich diesen nur schwer in Sprache fassen. Unsere Sprache ist ein zweidimensionales Gebilde, zu flach um meine Gedanken eins zu eins auszudrücken. Das heisst, ich darf erst mal aus 3D Gedanken 2D Sprache machen und dann das ganze noch "auf den Punkt bringen", also doch 1D, oder wie jetzt? Das nennt sich nicht mehr zurechtstutzen und auch nicht beschneiden, das ist eher schon verstümmeln.

Aber immerhin, ist mir langweilig, lass ich die Sterne tanzen, das Chaos sich entfalten und doch, am Ende macht alles wieder Sinn.

Der weisse Raum

Stell dir mal vor... Ähhh... Ja, was jetzt? Was wollt ich nochmal sagen? (Und das ist der Moment, in dem das Gehirn komplett abstürzt.)
Du kennst das auch? Tja, das ist es, was ich den "weissen Raum" nenne. Es gibt da eine Szene im Film Matrix, in der Neo und Morpheus sich in einen Matrix-Simulator einloggen. Direkt nach dem Einstieg finden sich die beiden in einer Art weissem Raum, sie stehen auf einem weissen Boden und in allen Richtungen ist ein gleichmässiges, von allen Seiten erleuchtetes Weiss zu sehen. Keine Schatten, keine Konturen, nichts. Genau so fühlt es sich an. Mein Gehirn läuft ins Leere und damit endet jede Form von innerem Feedback.
 
Bild aus der Ladeprogramm-Szene in Matrix, Quelle: https://johnkennethmuir.files.wordpress.com/2011/08/matrix5.jpg


Es gibt drei Situationen, von denen ich definitiv weiss, dass sie mich in genau diesen Zustand versetzen:
  1. Zu offene Fragen, Aussagen oder Anweisungen:
    Für viele solcher Situationen hab ich Automatismen entwickelt, die mir schnell einen Ausweg bieten. Oftmals übergehe ich Fragen oder Aussagen dieser Art. Bei Arbeitsanweisungen baue ich mir eine Struktur und frag nach ob das geht. Aber, da sind immer wieder diese Fälle, in denen das einfach nicht geht. In diesen Momenten machen die Fragen oder Aussagen einfach keinen Sinn, da macht nichts mehr Sinn...
  2.  Paradoxa:
    Nein, nicht die lustigen, über die man sich stundenlang den Kopf zerbrechen kann... Sondern die, die im Alltag auftreten. Wenn Menschen sich widersprechen. Und dann am besten noch behaupten, dem wäre nicht so. Ich erklär das mal anhand einer Arbeitsanweisung: "Raffi, im Plan steht, du musst Teile A und B zusammenstecken und mit Teil C festmachen. Also funktionierts indem du den Hammer 
    nimmst und Teil X in A einschlägst und verbrenn danach B, das sollte halten." Weist man sie dann darauf hin, tun sie beleidigt oder finden "Hab ich ja gesagt." Uuuuund tschüss, ab mit mir in den weissen Raum.
  3. Frauen:
    Jaaa, die kriegen das auch hin... Naja, einige wenige zumindest haben's hingekriegt. Sie machen mich sprachlos, verwirren mich, flirten mit mir und und und, nichts womit ich nicht umgehen könnte... Aber in den "weissen Raum" haben mich nur wenige geschickt. Die Eine hat mich darin hängen lassen, schade. Die Andere, die hab ich hängen lassen, richtiger Mist...
Wo genau liegt nun das Problem? Einfach, Struktur- und Kontrollverlust würden sonst mich wohl komplett aus der Bahn werfen können. Stattdessen lande ich einer Art Schutzprogramm, ein abgesicherter Modus meines Gehirns. Nun scheint dies erstmal positiv zu sein. Doch nein, erst legt mich dieser "Modus" kurzzeitig lahm und dann darf ich nochmals von vorn beginnen mit dem Denken. Zeitverlust und sehr energieraubend. 

Wie man sich sowas vorstellen muss? Naja, ich stell mir so die Schwerelosigkeit vor. Zumindest in einigen Fällen, wenn ich selbst das Gefühl von Bodenhaftung nicht mehr habe. Du kannst dir vorstellen, du schwebst da im weissen Nichts. Wedelst du mit den Armen, fühlst du keinen Luftwiederstand. Strampelst du mit den Beinen, stösst du nie auf einen Boden. Du hängst mitten in der Leere, mit nichts als weiss rund herum, das grässliche Sterilweiss wohlgemerkt. Mein eigener kleiner Weltraumsimulator.

Schon verrückt, was so alles in so einen Schädel passt... :)

Mittwoch, 4. Februar 2015

„When Harry met Sally...“ damals und heute

(Dies ist ein Text, der im Rahmen des Deutschunterrichts als Hausaufgabe entstanden ist. Hier passt er allerdings sehr gut rein. Ein kurzes Zückerchen. :D)

Wenn Menschen aufeinandertreffen, geschehen die merkwürdigsten Dinge. Wenn Menschen aufeinandertreffen, gelten aber auch Regeln, viele davon sind sogar ungeschrieben und nur wenigen wirklich bekannt.
Im englischen Sprachraum werden Geschichten, die solche sozialen Situationen beschreiben, oft mit der Filmreferenz „When Harry met Sally…“ eingeleitet. Dass dieses Thema bereits viel älter ist, zeigen jedoch Werke, wie die Radierung von Paul Klee (Bild).
Quelle: http://www.klausjuergenbecker.de/uploads/pics/Paul_Klee_zwei_Herren_im_hoeheren_Stande_waehnend.jpg
 
In sozialen Situationen gelten ungeschriebene Gesetze, die vermutlich auf den Ursprung der Menschheit zurückgehen, die jedoch alle paar Generationen einen neuen Anstrich erhalten. Dies nennt sich dann Kultur.
Verhaltensforscher wissen, dass es in sozialen Gefügen üblich ist, dass sich erst eine Rangfolge ausbildet, es sei denn, diese ist bereits künstlich festgelegt (Chef-Mitarbeiter/Adel-Gemeiner/Offizier-Soldat). In der Regel bildet sich diese Rangfolge innert wenigen Minuten durch Interaktion, wobei Körperhaltung, Gestik und Stimmlage den/die Anführer/in der Gruppe bestimmen. Aus Beobachtungen in der Verhaltensforschung ging hervor, dass bei Männern eine offene, aufrechte Haltung, Körpermasse, ruhige, weit ausholende Gesten und eine tiefe Stimme einen entsprechend hohen Rang suggerieren, während bei Frauen ironischerweise die physische Attraktivität eine grosse Rolle spielt, selbst in reinen Frauengruppen. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass diese Eigenschaften eng mit den wichtigsten Eigenschaften für das Überleben der Spezies verknüpft sind.
Mit diesem Hintergrund wird klar, woher das Dilemma kommt, das Paul Klee in seiner Radierung eingefangen hat. Selbst heute machen Kleider noch Leute, damals (ca. 1900)  war dies noch weitaus offensichtlicher. Deshalb ist die Nacktheit der Dargestellten ein zentraler Punkt. Den Herren fehlt jegliches äussere Anzeichen für Status, weshalb sie den höfischen Bückling machen, um herauszufinden, welchen Rang der Andere besitzt und um auf Nummer sicher zu gehen.
Vor Allem in der heutigen Arbeitswelt führt dies öfter zu Spannungen. Die Hierarchien in der Arbeitswelt spiegeln nicht zwingend die soziale Hierarchie wider. Führung erfordert nicht mehr nur die richtigen Wesenszüge sondern auch Titel, aber Titel machen einen nicht zwingend zur Führungspersönlichkeit.
So geht dieser Tanz weiter, nur die Figuren ändern und der Takt scheint zu beschleunigen.
In diesem Sinne: „Tanzt! Denn der König hat Laune.“